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Glaube als tägliche Kraftquelle

Durch den Religionsunterricht der Tochter zu Gott gefunden

Regensburg, 11. Mai 2023

 

Gemeinsam mit OStR i.K. Maximilian Gerber, Lehrer an den Dr.-Johanna-Decker-Schulen in Amberg, wurde Nicole Piehler, deren Tochter Annabella die 5. Klasse der dortigen Realschule besucht, am 8. April während der Osternacht im Regensburger Dom von Bischof Rudolf gefirmt, nachdem sie zuvor das Sakrament der Taufe erhalten hatte. Die Erstkommunionvorbereitung der Tochter hatte vor zwei Jahren den Ausschlag für ihre Bekehrung gegeben. Wir haben Frau Piehler und Annabella gebeten, uns ihre Geschichte zu erzählen.

© Prof. Dr. Veit Neumann
Frau Piehler, würden Sie sich kurz vorstellen?

N.P.: Ich heiße Nicole Piehler, bin 40 Jahre alt und gelernte Diplom-Kauffrau für Marketing und Kommunikation, im Moment aber als „Mutter in Vollzeit“ ganz für meine beiden Kinder da, meine Tochter Annabella (11 Jahre) und meinen Sohn Maximilian (7 Jahre). Ursprünglich stamme ich aus Berlin, inzwischen bin ich aber schon seit 20 Jahren hier in der Oberpfalz und wohne mit meiner Familie in Sulzbach-Rosenberg bei Amberg. Nach dem Abitur im Jahr 2002 hatte es mich auf der Suche nach einer Lehrstelle und weil mein Vater in der Gegend wohnt, nach Bayern verschlagen. Während meiner Ausbildung hatte ich dann meinen Mann kennengelernt und mich fest hier niedergelassen.

Wann haben Sie angefangen, sich für den katholischen Glauben zu interessieren?

N.P.: Das war vor etwa zwei Jahren.

Wie sah Ihr Glaubensleben vorher aus?

N.P.: Ich stamme aus einer Familie, in der Glaube und Religion keine große Rolle gespielt haben und bin ohne Konfession aufgewachsen. Meine Großeltern waren zwar evangelisch, aber keine praktizierenden Christen. Ich habe in der Schule am Religionsunterricht teilgenommen, erstmals intensiv mit dem Glauben in Berührung gekommen bin ich tatsächlich aber erst durch meine Tochter und ihre Erstkommunionvorbereitung. (Da mein Mann aus einer katholischen Familie kommt, hatten wir unsere Kinder im Alter von fünf bzw. knapp zwei Jahren katholisch taufen lassen.)

Was ist damals passiert?

A.P.: Wir haben in der Schule viel über den Glauben und die Heilige Erstkommunion gesprochen und Hausaufgaben dazu bekommen. Zum Beispiel mussten wir das Glaubensbekenntnis auswendig lernen – das kannte ich bis dahin noch nicht. Meine Mama hat mir zuhause dann immer beim Lernen geholfen und auf diese Weise mit mir mitgelernt.

N.P.: Das Ganze fiel ja noch in Corona-Zeiten, daher hat die Erstkommunionvorbereitung hauptsächlich bei uns zuhause stattgefunden. Von unserer Gemeindereferentin Frau Laurer haben wir eine Mappe mit Arbeitsmaterialien bekommen, die die Kinder in verschiedenen Stationen auf den Empfang des Sakraments vorbereiten sollten. Durch das Lernen mit meiner Tochter und ihre Hefteinträge im Religionsunterricht wurde mein Interesse für den katholischen Glauben geweckt und ich wollte mehr darüber erfahren.

Wie kam es dann, dass Sie sich letztlich sogar zur Taufe entschlossen haben? Gab es dafür so etwas wie ein Schlüsselerlebnis?

N.P.: „Auf den Geschmack“ gekommen bin ich wie gesagt zunächst durch Annabellas Kommunionunterricht. Mich hat das alles sehr interessiert, ich war ja ohne großen Kontakt zur Kirche aufgewachsen und hatte von Glaube und Kirche keine Ahnung. Zu einer Art „Schlüsselerlebnis“ ist es dann bei der Hochzeit einer Freundin gekommen: Als sich während des Gottesdienstes alle zum Friedensgruß die Hand reichten, habe ich zu meinem Banknachbarn einfach „Grüß Gott“ gesagt, weil ich dachte, man müsse sich begrüßen… Mein Mann hat sich natürlich sehr amüsiert, aber mir war meine mangelnde religiöse Bildung damals wirklich peinlich. Dagegen wollte ich etwas unternehmen!

Hinzu kam, dass ich meine Tochter, seit sie als Ministrantin in unserer Pfarrgemeinde aktiv war, immer regelmäßiger zum Gottesdienst begleitete und die kirchliche Gemeinschaft dort mehr und mehr schätzen lernte. Der Besuch der Heiligen Messe hat mir in dieser nicht ganz einfachen Zeit Kraft gegeben. Ich wollte auch ein Vorbild sein für meine Kinder und nicht außerhalb der Pfarrgemeinde stehen. So ist mit der Zeit der Wunsch in mir gewachsen, auch offiziell der katholischen Kirche anzugehören.

Annabella, Du bist ja, wie Deine Mama gerade erwähnt hat, Ministrantin – wie ist es dazu gekommen?

A.P.: In der Grundschule hatten wir damals einen Zettel bekommen, mit dem wir uns für den Ministrantendienst anmelden konnten. Mich hat das gleich sehr interessiert und ich habe meine Mama gefragt, ob ich da mitmachen dürfe. Sie war einverstanden. Die Aufgabe hat mir von Anfang an sehr viel Freude gemacht und ich war ganz stolz, als ich das erste Mal ganz alleine bei einer Heiligen Messe ministrieren durfte!

Frau Piehler, nachdem Sie Ihre Entscheidung getroffen hatten, wie haben Sie sich auf Ihre Taufe vorbereitet und wurden Sie dabei von jemandem begleitet?

N.P.: Im August letzten Jahres habe ich ein Katechumenat in unserer Pfarrgemeinde, St. Marien in Sulzbach-Rosenberg, angefangen. Unser Kaplan Herr Lobmeier hat sich einmal im Monat für mich Zeit genommen und mir Katechismusunterricht erteilt. Dabei habe ich meinen Glauben vertiefen und Antworten auf meine Fragen finden können. Ich wollte mir bewusst Zeit lassen mit der Taufe und mich zunächst intensiv mit der Materie beschäftigen, um auch ganz sicher zu sein. Neben dem Katechumenat habe ich viel in der Bibel gelesen und andere geistliche Literatur. Auch die Berichterstattung in den Medien über die aktuelle Situation in der Kirche habe ich aufmerksam verfolgt. Diese ist ja derzeit nicht ganz unproblematisch, aber es war mir wichtig, auch die „Schattenseiten“ der Kirche kritisch zu hinterfragen und zu wissen, worauf ich mich da einlasse.

Haben Sie die negativen Schlagzeilen denn nicht abgeschreckt?

N.P.: Natürlich gibt es einige Themen, die man kritisch betrachten muss und die die katholische Kirche vor große Herausforderungen stellen. Doch trotz dieser Dinge habe ich mich am Ende bewusst für die Kirche entschieden, weil ich glaube, dass sie gerade in Zeiten des Werteverfalls, in denen den Menschen der „moralische Kompass“ immer mehr verloren geht, ein wichtiger Stützpfeiler der Gesellschaft ist – und hoffentlich noch lange sein wird!

Darüber hinaus erlebe ich die Glaubensgemeinschaft innerhalb der Kirche als etwas sehr Bereicherndes – unsere Pfarrgemeinde in Sulzbach-Rosenberg hat viel dazu beigetragen. Ich habe dort eine sehr herzliche Aufnahme und viel Unterstützung erfahren. Indem ich meinen Glauben nicht einfach für mich alleine im „stillen Kämmerlein“ lebe, sondern bewusst nach außen trage, möchte ich meinen persönlichen Beitrag für die Gemeinschaft leisten. Ich denke dabei an einen Satz, den Kaplan Lobmeier einmal in einer Predigt gesagt hat: Dass Glaube keine Antiquitätensammlung ist, die man sich zuhause ins Regal stellt, sondern etwas, das man gemeinschaftlich erlebt und nach außen sichtbar werden muss. Diese Worte sind mir im Gedächtnis geblieben und haben letztlich auch den Anstoß für mich gegeben, in die Kirche einzutreten.

Wie hat Ihr Umfeld auf Ihre Entscheidung reagiert?

N.P.: Ich muss sagen, ich habe lange gezögert, bis ich überhaupt jemandem davon erzählt habe! Ich hatte mit Unverständnis und langen Diskussionen gerechnet, es kam aber dann doch ganz anders. Alle haben sehr positiv reagiert, sogar meine Eltern, die gar keinen Bezug zur Kirche haben. Viele waren zwar erstaunt, aber alle haben sich für mich gefreut und mir gratuliert.

Wie hatten Sie dann Ihre Taufe und Firmung geplant?

N.P.: Mein ursprünglicher Wunsch an Kaplan Lobmeier war ja, die ganze Zeremonie möglichst unauffällig über die Bühne zu bringen, ohne Einbeziehung der Öffentlichkeit. Ich bin nicht der Typ, der gerne im Mittelpunkt steht und wollte das Ganze lieber wie eine Privatangelegenheit behandeln. Den Zahn hat er mir aber sofort gezogen… (lacht) Er hat mich darüber aufgeklärt, dass die Erwachsenentaufe nur in der Osternacht möglich sei, entweder in der Heimatpfarrei oder im Regensburger Dom durch den Bischof. Dass das Ganze am Ende eine so große Sache werden und so viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde, damit habe ich überhaupt nicht gerechnet.

Warum haben Sie sich dann für die Osternacht im Dom entschieden?

N.P.: Ich wollte so anonym wie möglich bleiben und der ganzen Aufmerksamkeit in meiner Heimatpfarrei entgehen. Bei der Einweisung durch den Zeremonienmeister vor der Osternachtsfeier ist mir dann eigentlich erst bewusstgeworden, auf was ich mich da eingelassen habe und dass die Aufmerksamkeit durch die Anwesenheit der Presse und der fast 800 Zuschauer nun noch viel größer sein würde… Da habe ich schon einen kleinen Schreck bekommen! Aber im Nachhinein bin ich dankbar für die Erfahrung – es war eine sehr schöne Feier und ein einmaliges Erlebnis, vom Bischof persönlich getauft und gefirmt zu werden. Mein Mann war als mein Tauf- und Firmpate die ganze Zeit an meiner Seite und meine Tochter hat ministriert. Diesen Abend werden wir alle sicher nie vergessen!

Annabella, wie hast Du die Osternacht erlebt?

A.P.: Wunderschön – einer der schönsten Abende, die ich je erlebt habe! Es war alles sehr feierlich und ich durfte zusammen mit einer Freundin aus unserer Pfarrei mit ministrieren. Die Idee kam von Bischof Rudolf persönlich und ich habe sofort ja gesagt, als man mich gefragt hat. Bei der Taufe durfte ich ihm dann sogar assistieren und die Taufschale halten. Das war ein sehr besonderer Moment für meine Mama und mich!

N.P.: Ja, zumal wir bis kurz vorher gar nicht wussten, dass Annabella dabei so eine tragende Rolle spielen würde… Das hatten wir erst kurz vor der Messe erfahren.

Wie haben Sie den Bischof persönlich erlebt?

N.P.: Zum ersten Mal persönlich getroffen hatte ich ihn ja schon im Vorfeld der Osternacht, bei einem Gottesdienst für die Taufbewerber des Bistums. Außer mir waren noch fünf weitere Frauen anwesend, aber ich war die einzige, die im Dom getauft werden sollte, die anderen hatten sich für eine Taufe in ihrer Heimatpfarrei entschieden. Bischof Rudolf hat sich damals schon viel Zeit für uns genommen und sich mit jeder Bewerberin persönlich unterhalten. Ich hatte die ganze Zeit über das Gefühl, dass er sich sehr gefreut hat über unsere Entscheidung, katholisch zu werden, und uns herzlich willkommen geheißen hat.

Wie spiegelt sich Ihr Glaubensleben heute in Ihrem Alltag wider?

N.P.: Meine Familie und ich besuchen regelmäßig gemeinsam den Gottesdienst. Die Mitfeier der Heiligen Messe ist für mich immer wieder ein besonderes Ereignis und es bedeutet mir viel, nun auch am Kommunionempfang teilhaben zu dürfen. Auch im häuslichen Alltag versuchen wir unseren Glauben jetzt ganz bewusst zu leben. Der Bischof hat uns ein schönes Gebetbuch geschenkt, mit Gebeten zu verschiedenen Anlässen, daraus beten wir sehr gerne. Vor allem erlebe ich meinen Glauben als tägliche Kraftquelle in vielen unterschiedlichen Situationen in meinem Alltag, der mir immer wieder Zuversicht und Vertrauen gibt.

Annabella, was bedeutet es für Dich, dass Deine Mama katholisch geworden ist?

A.P.: Sehr viel. Ich habe jetzt immer jemanden an meiner Seite, wenn ich zum Ministrieren in die Kirche gehe. Und ich freue mich, dass meine Mama jetzt auch die Kommunion empfangen darf. Und dass wir zuhause über den Glauben reden können und miteinander beten.

War es für Sie wichtig, dass Annabella eine kirchliche Schule besucht?

N.P.: Ja, obwohl die Entscheidung für die Dr.-Johanna-Decker-Realschule tatsächlich noch in die Zeit vor meiner Konversion gefallen ist. Wir hatten Annabellas Ministrantendienst und die Glaubensgemeinschaft in unserer Pfarrgemeinde als so positiv erlebt, dass wir uns für Annabella eine katholische Schule gut vorstellen konnten. Wir sind bis heute sehr glücklich über diese Entscheidung.

Annabella, wie findest Du Deine neue Schule?

A.P.: Ich finde es gut, auf eine christliche Schule zu gehen. Was mir besonders gefällt, ist, dass hier nur Mädchen sind und dass wir jeden Morgen vor dem Unterricht in der Klasse gemeinsam beten. Das gab es an meiner Grundschule nicht.

 

Liebe Annabella, danke für das Gespräch! Wir wünschen Dir weiterhin viel Freude bei Deiner Ministrantinnentätigkeit und an den Dr.-Johanna-Decker-Schulen!

Liebe Frau Piehler, vielen Dank für Ihre Offenheit und dass wir an Ihrer Bekehrungsgeschichte teilhaben durften! Für Ihren weiteren Glaubensweg wünschen wir Ihnen von Herzen alles Gute und Gottes Segen.

 

Das Interview führte Frau StRin i.K. Christine Maierhofer, pädagogische Referentin der Schulstiftung.