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„Der Glaubensgemeinschaft ganz angehören“

Lehrer an den DJDS findet zum katholischen Glauben

OStR i.K. Maximilian Gerber, Lehrer an den Dr.-Johanna-Decker-Schulen in Amberg, ist als Protestant zum katholischen Glauben konvertiert. Am 08. April 2023 empfing er während der Osternachtsfeier im Regensburger Dom durch Bischof Dr. Rudolf Voderholzer die Sakramente der Firmung und der Erstkommunion. In einem Interview mit der Schulstiftung erzählt Herr Gerber, wie er den Abend erlebt und was ihn zu dem Schritt bewegt hat, katholisch zu werden.

Herr Gerber, bitte stellen Sie sich kurz vor.

Mein Name ist Maximilian Gerber, ich bin 39 Jahre alt, verheiratet und habe 3 Kinder im Alter von 2, 4 und 5 Jahren. Aufgewachsen bin ich in Neumarkt in der Oberpfalz, studiert habe ich in Erlangen und Nürnberg. Seit 10 Jahren bin ich als Lehrer für die Fächer Englisch und Geografie an den Dr.-Johanna-Decker-Schulen in Amberg tätig. Zusammen mit meiner Frau und meinen Kindern wohne ich inzwischen wieder in Heimatnähe, in einem Vorort von Neumarkt.

Wann haben Sie sich entschieden, zum Katholizismus zu konvertieren?

Konkrete Gespräche diesbezüglich gab es mit dem Pfarrer meiner Heimatpfarrei bereits vor 2020, diese wurden coronabedingt dann allerdings zeitweise wieder unterbrochen. Ich wollte aber auch nichts überstürzen und mich in Ruhe auf meine Konversion vorbereiten. Als es schließlich soweit war, gestaltete sich diese dann doch etwas aufwändiger als erwartet: Es war erst einiges an Behördengängen notwendig – ein schriftlicher Antrag musste gestellt werden und meine Heimatdiözese Eichstätt verlangte einen schriftlichen Nachweis für den Austritt aus der Evangelischen Kirche –, so dass es insgesamt fast 2 Monate dauerte, bis die Vorbereitungen abgeschlossen waren. Der Akt an sich verlief im Vergleich dazu relativ unspektakulär: Im Beisein meines Heimatpfarrers und zweier weiterer Zeugen sprach ich das Vaterunser und das Glaubensbekenntnis, im Anschluss wurde mir gratuliert und mit Sekt angestoßen. Der erste Schritt war geschafft! Das Wichtigste lag aber noch vor mir: der Empfang der Sakramente der Firmung und der Erstkommunion. Bis dahin verging noch fast ein dreiviertel Jahr.

Was hat Sie zu dieser Entscheidung veranlasst? Gab es ein so etwas wie ein „Schlüsselerlebnis“?

Durch meine Anstellung als Lehrer an den Dr.-Johanna-Decker-Schulen kam ich erstmals mit dem Katholizismus in Berührung. Ich kann mich noch genau erinnern, als ich bei meinem Amtsantritt dort – es war der 12. September 2013 – meine erste Hl. Messe besuchte. Interessiert verfolgte ich den Ablauf des Gottesdienstes, der so ganz anders war, als ich es von der Evangelischen Kirche gewohnt war. Im Laufe der folgenden Jahre ist der Wunsch, zum katholischen Glauben zu konvertieren, mehr und mehr in mir gewachsen. Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass mich niemand jemals zur Konversion gedrängt hat, auch habe ich mich innerhalb der Schulgemeinschaft wegen meiner Zugehörigkeit zur Evangelischen Kirche nie ausgeschlossen gefühlt. Eine Art „Schlüsselerlebnis“ gab es aber doch: Bei einem Schulgottesdienst hatte ich mich zum Empfang der Eucharistie angestellt, nicht wissend, dass ich als Protestant daran gar nicht teilnehmen darf. Der Kollege, der damals die Hl. Kommunion austeilte, hat mich dann auf freundliche Weise darauf aufmerksam gemacht. Später sind wir darüber ins Gespräch gekommen und er hat mir die Bedeutung der Eucharistie erklärt und worin sich diese vom protestantischen Abendmahl unterscheidet. Dadurch war mein Interesse endgültig geweckt – ich wollte nicht mehr nur ein Teil der Schulgemeinschaft sein, sondern auch der (katholischen) Glaubensgemeinschaft ganz angehören!

Dass meine Frau und ich innerhalb von drei Jahren drei Kinder bekommen haben, hat meine Entscheidung zusätzlich beeinflusst. Die Frage der Konfession unserer Kinder stand im Raum, und obwohl meine Frau selbst evangelisch ist und aus meiner evangelischen Verwandtschaft niemand für das Patenamt in Frage kommen würde, war für mich relativ schnell klar, dass unsere Kinder katholisch getauft werden sollten. Letztlich konnte ich diesen Wunsch durchsetzen, auch wenn ich innerhalb der Familie dafür teilweise Unverständnis erntete. Meine Kollegin und spätere Firmpatin Daniela Pröls war uns damals eine sehr große Hilfe bei der Vorbereitung und Gestaltung der Tauffeiern.

Entstammen Sie einem gläubigen Elternhaus?

Mein Vater ist katholisch, da seine Verwandtschaft aber aus Köln stammt, hatte ich zu diesem Teil der Familie eher wenig Kontakt. Religiös geprägt wurde ich vielmehr von meiner evangelischen Mutter und deren Verwandtschaft, die kirchlich sehr engagiert ist. Ein Cousin meiner Mutter arbeitet als Mesner in der Evangelischen Kirche, eine ihrer Cousinen ist Diakonisse und leitet ein evangelisches Altenheim in Nordrhein-Westfalen. Mein Großvater mütterlicherseits, der mir sehr nahestand, engagierte sich für die evangelikale Marburger Mission. In meinen Teenager- und Jugendjahren nahm ich regelmäßig an Fahrten mit christlichen Jugendgruppen (u.a. dem CVJM) teil. So würde ich schon sagen, dass ich in einem sehr gläubigen Elternhaus aufgewachsen bin, aber eben vor einem evangelisch-protestantischen bzw. nicht-katholischen Hintergrund.

Wie haben Ihre Familie und Ihr Freundeskreis auf Ihre Entscheidung reagiert?

Das Feedback war – zu meiner eigenen Überraschung – durchweg positiv. Selbst meine Mutter, die meiner Entscheidung anfänglich eher skeptisch gegenüberstand, war ganz angetan von meiner Firmung im Dom und der Feier der Osternacht. Am meisten aber hatten mich die Reaktionen meiner Fünftklässlerinnen gefreut: Sie hatten in der Zeitung von meiner Firmung gelesen und als angehende Firmlinge in mir sozusagen einen Gleichgesinnten gesehen. Sie haben mich dann regelrecht belagert, wollten alles wissen über meine Entscheidung, katholisch zu werden, und haben sich sehr mit mir gefreut.

Wie haben Sie sich auf den Empfang der Sakramente vorbereitet? Gab es Menschen, die Sie auf diesem Weg begleitet haben?

Die Vorbereitung gestaltete sich zunächst etwas schwierig – in meiner kleinen Pfarrei gab es keinen Firmvorbereitungskurs für Erwachsene und der Kurs, der in Regensburg angeboten wurde, wäre erst nach Ostern gestartet, so lange wollte ich aber nicht warten. Daher habe ich mich kurzerhand selbst um die nötige Vorbereitung gekümmert, mir entsprechende Literatur organisiert und unseren Schulseelsorger Reinald Bogensperger sowie den Fachleiter für Katholische Religionslehre, Michael Liebl, um Unterstützung gebeten. Mit beiden habe ich mich dann über mehrere Wochen hinweg in Freistunden getroffen und sie haben mich mit Materialien versorgt und mich über alles unterrichtet, was für die Firmvorbereitung wichtig war. Meine Firmpatin Daniela Pröls hat mir in dieser Zeit natürlich auch unterstützend zur Seite gestanden.

Sehr hilfreich für die Vorbereitung war mir außerdem der Erwachsenenkatechismus, hier habe ich Antworten auf viele meiner Fragen gefunden.

Wie haben Sie Ihre Firmung in der Osternacht erlebt?

Da ich vom Wohnort her zur Diözese Eichstätt gehöre, war ursprünglich vorgesehen, die Sakramente in meiner Heimatpfarrei im Rahmen einer regulären Sonntagsmesse zu empfangen. Mein ehemaliger Schulleiter und Stiftungsdirektor Günter Jehl hat mich dann aber auf die Idee gebracht, dass ich als Lehrer einer Schulstiftungsschule doch Bischof Rudolf um die Spendung der Sakramente bitten könnte. Ich war gleich begeistert von dem Gedanken und schrieb dem Bischof einen Brief in diesem Anliegen. Über seine Zusage habe ich mich sehr gefreut, ebenso wie über die Tatsache, dass ich das Sakrament während der Osternachtsfeier im Regensburger Dom empfangen sollte! Als es dann soweit war, gab es noch eine weitere Überraschung: Es stellte sich heraus, dass die Frau, die zusammen mit mir die Firmung erhalten würde, die Ehefrau eines guten Bekannten und ehemaligen Arbeitskollegen meiner Frau war und ihre Tochter eine Schülerin der 5. Klasse unserer Realschule – was für eine schöne Fügung!

Die Osternachtsfeier selbst war sehr feierlich und sicherlich einer der bewegendsten Gottesdienste, die ich je erlebt habe – obwohl ich natürlich auch sehr nervös war! Das Licht des Osterfeuers, das in den dunklen Dom getragen wurde, die Lesungen, der Gesang der Domspatzen – das alles hat mich und meine Familie sehr berührt. Mein bester Freund, der ebenfalls dabei war, meinte sogar: „Da gehen wir nächstes Jahr gleich wieder hin!“ Der anschließende Sektempfang mit Übergabe des Firmzeugnisses durch den Bischof war auch sehr schön. Besonders positiv wahrgenommen habe ich, dass Bischof Rudolf sich noch bis tief in die Nacht hinein für uns Zeit genommen hat – man spürte, dass ihm das Ganze wirklich eine Herzensangelegenheit war und er mit unseren Familien ins Gespräch kommen wollte.

Was fasziniert Sie an der Kirche bzw. am katholischen Glauben?

Da ich – wie bereits erwähnt – vom Elternhaus her bereits christlich geprägt war, musste ich vom christlichen Glauben an sich ja nicht mehr überzeugt werden. Am Katholizismus war und ist es vor allem die Wertschätzung der Sakramente, die mich fasziniert, besonders der ehrfürchtige Umgang mit der Heiligen Eucharistie.

Ganz grundsätzlich hatte sich das Interesse am Katholischen bei mir aus dem geistlichen Leben der Schulgemeinschaft heraus entwickelt – natürlich durch die Teilnahme an den Schulgottesdiensten, aber auch durch die freiwilligen geistlichen Angebote an unserer Schule, wie die Morgenandachten in der Advents- und Fastenzeit oder der „Lebendige Rosenkranz“. Die Zugehörigkeit zur Kirche ist mir wichtig, da ich gerade diese erlebte Gebets- und Glaubensgemeinschaft als sehr wertvoll empfinde.

Was erwarten bzw. erhoffen Sie sich von Ihrem zukünftigen Glaubensweg?

Nun, als frischer Konvertit bin ich ja noch ganz am Anfang meines katholischen Lebensweges – es gibt also noch viel zu lernen! Ich möchte weiter im Glauben wachsen und freue mich immer, wenn ich etwas Neues erfahre. Alles – selbst Kleinigkeiten – sauge ich auf wie ein Schwamm!

Darüber hinaus wünsche ich mir für die Zukunft, meine Kinder später einmal auf ihrem eigenen Weg zur Erstkommunion und Firmung gut begleiten zu können. Außerdem würde ich gerne die katholische Welt besser kennenlernen. Mit meinem Vater plane ich daher für diesen Sommer eine Reise nach Rom und in den Vatikan, ich möchte aber auch einige der vielen Klöster und Wallfahrtsorte in Bayern besichtigen.

Herr Gerber, vielen Dank für Ihre Offenheit und dass Sie sich Zeit für uns genommen haben! Wir wünschen Ihnen alles Gute und Gottes Segen für Ihren weiteren Glaubensweg.

Das Interview führte Frau StRin i.K. Christine Maierhofer, pädagogische Referentin der Schulstiftung.

Fotos: Prof. Dr. Veit Neumann