Domkapitular Monsignore Martin Priller stellte in seiner Predigt beim Festgottesdienst in St. Martin die Gründerin der Decker-Schulen, die Selige Maria Theresia Gerhardinger, in den Mittelpunkt; Karolina Gerhardinger begann mit 12 Jahren ihre Ausbildung als Hilfslehrerin, und bereits mit 15 Jahren bestand sie die Prüfung zur „königlich-bayerischen Lehrerin“. Die Überzeugung von der Notwendigkeit, Mädchen eine religiöse Erziehung und eine bessere Bildung zu vermitteln, als es damals üblich war, führte sie schließlich dazu, eine Ordensgemeinschaft zu gründen, damit Lehrerinnen zur Verfügung standen, die diese Aufgabe übernehmen könnten: die Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau. Eine der ersten Schulen, die Gerhardinger gründete, war die in Amberg, die 1839 eröffnet wurde – die erste höhere Schule für Mädchen in der Oberpfalz. Für die Zukunft gab er der Schule mit auf den Weg, stets authentisch im christlichen Tun und kompromisslos gut bei der pädagogischen Qualität zu sein und mit Freude in die Zukunft zu gehen.
Auch beim Festakt im Gerhardinger-Saal der DJDS drehte sich selbstverständlich alles um die charismatische Figur der Schulgründerin.
Die Ministerialbeauftragten für die Gymnasien und die Realschulen in der Oberpfalz, Leitende Oberstudiendirektorin Annette Kreim und Leitende Realschuldirektorin Mathilde Eichhammer, hatten sich darauf geeinigt, dass Frau Eichhammer für beide spricht. Sie bewunderte „den persönlichen Mut und die visionäre Kraft“ Gerhardingers. Dem Anliegen dieser pädagogischen Vordenkerin, „nicht nur Talente zu entwickeln und zu fördern, sondern auch den Gemeinschaftssinn, sind die Decker-Schulen bis heute treu geblieben“, konstatierte sie.
Ambergs 2. Bürgermeister Martin Preuß wies in einer persönlichen Wendung seines Grußwortes darauf hin, dass sich die Seligsprechung der Theresia Gerhardinger durch Papst Johannes Paul II im kommenden Jahr zum vierzigsten Mal jähre, und er selbst bei dieser Zeremonie 1985 im Petersdom anwesend sein konnte. Mit seinem Glückwunsch zum Gründungsjubiläum dankte er allen, die mit großem Engagement für die Decker-Schülerinnen gewirkt hätten.
Der Stellvertretende Landrat des Landkreises Amberg-Sulzbach Stefan Braun hob hervor, dass Gerhardinger den Mädchen durch bessere Bildung dazu verhelfen wollte, ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten und Gutes für die Gesellschaft zu bewirken. In diesem Sinne habe Dr. Johanna Decker gewirkt, die als Missionsärztin das Leid vieler Menschen lindern konnte, und nach der die Schulen 1978 benannt wurden: „Zwei beeindruckende Frauen, die aufgrund ihres christlichen Menschenbildes Beispielhaftes auf den Weg brachten.“ Er fügte hinzu: „Als gläubiger Christ finde ich es wunderbar, dass an den Decker-Schulen ein hohes Bildungsniveau mit christlichen Werten einhergeht.“
Als Vertreterinnen der fünfzehn ehemaligen Schülerinnen, die inzwischen als Lehrerinnen an den Decker-Schulen arbeiten, sprachen Realschulkonrektorin Gaby Tröster und Oberstudienrätin Bettina Koller. Die Motivation der Frauen, an die DJDS zurückzukehren, um dort zu unterrichten, liege vor allem darin, dass sie es von dort gewohnt seien, „dass die Schülerinnen als Individuen gesehen und gefördert werden und dass sie gerade als Mädchen zu selbstständigen Persönlichkeiten, zum kritischen Denken und verantwortungsvollen Handeln befähigt werden.“ Als „Erinnerung an den heutigen Tag und als Auftrag für die Zukunft“ erhielten alle anwesenden Schülerinnen einen Bleistift als Symbol für Bildung – in Anlehnung an eine Aktion der Organisation Plan International, die den Bleistift „die Waffe der Frau“ nennt.
Michael Luig, Vorsitzender des DJDS-Fördervereins, dankte allen Lehrkräften und dem Schulleitungsteam für ihren Einsatz zum Wohl der Schülerinnen, wünschte den Dr.-Johanna-Decker-Schulen eine „erfolgreiche Zukunft“ – und ermunterte bei dieser Gelegenheit dazu, den Förderverein zu unterstützen, damit dieser weiterhin die Schulpforte finanzieren und Schülerinnen bei bestimmten Projekten oder Fahrten unterstützen könne.
Der Leiter der Bayerischen Repräsentanz in der Tschechischen Republik, M. A. Martin Kastler, schickte sein Grußwort als Videobotschaft aus Prag, in der er für Offenheit gegenüber anderen Kulturen und speziell den osteuropäischen Nachbarn warb. Mit einem Blick auf die Geschichte zur Zeit der Schulgründung und auch lange Jahre danach stellte er besonders heraus, dass die Europäische Union offene Grenzen und damit ungehindertes Reisen und kulturellen Austausch ermögliche. Er ermutigte die Decker-Schulen, die Bayerische Repräsentanz und ihre Kontakte zu nutzen; die Vermittlung von Schulpartnerschaften sei eine der Aufgaben der Vertretung. Zum Jubiläum gratulierte er den Decker-Schulen und wünschte alles Gute.
Der Direktor der Schulstiftung der Diözese Regensburg, Leitender Oberstudiendirektor i. K. Günter Jehl, betonte anfangs seine besondere Verbundenheit mit den DJDS, die er von 2016 bis 2021 als Schulleiter führte. In seinen persönlichen und stellenweise auch humorvollen Ausführungen richtete er an alle Zweige der Schulfamilie Worte des Dankes. Er dankte den Schülerinnen für ihr Engagement, nicht nur für die „großartige Festwoche“, sondern auch im täglichen Unterricht und im Schulleben der DJDS.
Den Lehrkräften dankte er für ihren „tagtäglichen Dienst auch jenseits der Jubiläumsveranstaltungen“, und er appellierte an sie: „Machen Sie sich immer bewusst: Sie prägen diese beiden Schulen mit Ihrem Tun, mit Ihren Worten, mit Ihrem Sein. Sie sind Vorbilder! Führen Sie in Ihrem Kollegium bei allen persönlichen Unterschieden, die sein dürfen, die DJDS weiterhin mit so viel Herzblut gemeinsam in eine gute Zukunft.“
Den Sekretärinnen, Hausmeistern und allen anderen fleißigen Helfern sprach er seinen Dank dafür aus, dass sie für „eine familiäre Atmosphäre“ sorgen, die dazu führt, dass sich alle im Haus wohlfühlen und alle Ehemaligen gern immer wieder zurückkommen.
Dem Schulleitungsteam mit Schulleiter Hans Kistler, Ständigem Stellvertreter Dr. Bernhard Oswald, Realschulkonrektorin Gaby Tröster und Beratungsrektor Markus Hilgart sprach Stiftungsdirektor Jehl „ein großes Dankeschön“ aus für ihren außergewöhnlichen Einsatz.
Er fügte hinzu: „Ich möchte in dieser Feierstunde aber auch in großer Dankbarkeit an alle ehemaligen Lehrkräfte und Ordensfrauen erinnern, die z. T. unter großen Opfern die DJDS aufgebaut und geprägt haben. Es galt und gilt auch heute, dass die Welt von den Menschen lebt, die mehr tun als ihre Pflicht.“
Und damit wandte er sich der Frau zu, ohne die es diese Feier nicht gäbe, und legte den Festgästen nach einem historischen Rückblick ans Herz: „Ich kann Ihnen allen, vor allem den DJDS-Aktiven nur empfehlen, sich mit der Geschichte der Schulgründung und vor allem mit der Seligen Maria Theresia von Jesu Gerhardinger zu beschäftigen. Sie ist eine große Frau, ein Vorbild, wie es die heutige Zeit gut brauchen kann! Ihr sei heute ganz besonders gedankt. Ich bin fest überzeugt, dass sie ihre Schulen weiter begleiten wird, wenn wir uns im Vertrauen auf ihre Fürbitte an Gott wenden.“
Zum Abschluss ging DJDS-Schulleiter Studiendirektor Hans Kistler darauf ein, dass die nicht mehr so häufig anzutreffende Schulform der Mädchenschule gerade auch heute ihre Berechtigung habe. Da die Gleichberechtigung der Geschlechter immer noch ein gutes Stück weit von der Vollendung entfernt sei, könnte man „folgern, dass die Koedukation keineswegs entscheidend zur Gleichberechtigung beigetragen hat.“ In einer Mädchenschule müssten die Schülerinnen aber keine Rücksicht auf immer noch verbreitete Rollenklischees nehmen und könnten sich ganz auf ihre eigenen Stärken und Neigungen konzentrieren. Was die geistige Entwicklung angehe, so sei wissenschaftlich unzweifelhaft, „dass Mädchen den Jungen ein bis eineinhalb Jahre voraus sind, erst in der Oberstufe des Gymnasiums befinden sich beide Geschlechter auf gleichem Niveau. Den Mädchen nun altersgerechte Chancen und Förderung zu eröffnen, und vielmehr noch sie entsprechend zu fordern, ist Ziel der heutigen Mädchenschulen.“ Im Besonderen auf die Dr.-Johanna-Decker-Schulen angewendet, formulierte Kistler: „Ein selbstbestimmtes Leben auf der Grundlage fester christlicher Werte führen zu können, ist unser Ziel. Die Angebote, die wir den Mädchen machen, die Wahlfächer und die grundsätzliche Einstellung unserer Lehrkräfte formen den Charakter und vor allem das Selbstbewusstsein unserer Schülerinnen. Klare Grenzen aber auch deutlich formulierte Freiheiten und die dauernde Überprüfung der beiden Parameter tragen zum Erfolg unserer Schulen bei.“
Schulleiter Hans Kistler schloss mit dem Blick in die Zukunft: „Lassen Sie mich mit dem Ausblick unseres Bischofs Dr. Rudolf Voderholzer enden: Für die nächsten 15 Jahre auf dem Weg zu einem großen Jubiläum wünschte er alles Gute, oder wie es unser Stiftungsdirektor noch weitergehend formulierte: ad multos annos – für viele weitere Jahre!“
Text: Peter Ringeisen; Bilder Hendrik Rosenboem, Peter Ringeisen